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Samstag, 14. November 2020

I AM GRETA – Das System Greta

Um den Dokumentarfilm I AM GRETA einordnen zu können, muss man noch einmal ganz an den Anfang gehen. Nur dann kann man ein wenig die Legende von den Fakten trennen. Am 20. August 2018 setzte sich ein junges Mädchen namens Greta Thunberg vor das schwedische Parlamentsgebäude mit dem Schild „Schulstreik für das Klima“. Ein Mädchen mit einem Sinn für publikumswirksame Dramatik, schließlich ist sie die Tochter eines Schauspielers, Svante Thunberg, und einer Opernsängerin, Malena Ernman. Und ein Mädchen mit Sinn für kulturelle PR-Arbeit, denn nur drei Tage später, am 23.  August, sollte die gebundene Ausgabe des apokalyptischen Klimawandel-Buches „Scener ur hjärtat“ („Szenen aus dem Herzen“) ihrer Mutter erscheinen. Als Co-Autor wird beim schwedischen Internetportal bokus.com nur Svante Thunberg genannt. Auf dem Cover das lächelnde Gesicht der Mama-Autorin.

Erst in der Taschenbuchausgabe, ausdrücklich als „erweitert“ betitelt, vom 13. Juni 2019 ist Greta Thunberg Mitautorin und beherrscht als frische Berühmtheit selbst ganz allein das Cover mit einem aktuellen Bild und einem Kindheitsfoto in Schwarzweiß, vermutlich mit einem Geschwisterchen beim Spielen. Ein klarer Fall von Muttermord. Jedenfalls hatte Greta danach den Vater als dauerbesorgten Hausdiener ganz für sich und tourte mit ihm durch die Welt von Demo zu Demo. Da gibt es im Film amüsante Szenen: „Greta, du musst was essen!!“ oder „Greta, jetzt hör auf, den Text zu korrigieren!!“ Übrigens könnte man auch vermuten, dass hier ein Fall von psychologischer Übertragung stattgefunden hat. Und zwar Übertragung der apokalyptischen Ängste der Mutter hin zur aufnahmefähigen Tochter. Wenn so ein Buch geschrieben wird, dann kann es in der Familie nur Dauerthema gewesen sein. Oder aber die Mutter hat sich selbst therapiert, weil die Tochter kein anderes Thema mehr im Kopf hatte und sie in den Wahnsinn getrieben hat. Auf jeden Fall ein Fall für den Psychiater. Man glaube aber nicht, dass die oben erwähnten Zusammenhänge im Film auch nur angedeutet werden. Die Marke Greta hat ihre eigene Wirklichkeit.

Aber zurück zum Anfang, zu Gretas Streikaktion. Immer wieder kann man lesen, dass niemand das arme Mädchen zunächst beachtet habe. Und tatsächlich ist das so, wie I AM GRETA zeigt. Harmlose Gespräche mit vereinzelten Passanten, die meckern, sie sollte in die Schule gehen. Ja, aber trotzdem wimmelte es plötzlich von Medien und PR-Klimaaktivisten, die ganz zufällig vorbeigekommen sind. So rein zufällig wie auch Nathan Grossman, Regisseur von I AM GRETA (2020), der uns diese Greta-ist-am-Anfang-Szenen liefert. „Er hatte den richtigen Riecher“, so soll uns das verkauft werden. Ja, er filmt ja auch nur ein bisschen rum aus der Ferne. Vermutlich ist bei Greta deshalb ein Mikro untergebracht, sodass man genau hören kann, was gesagt wird, während sie nicht beachtet wird. Überhaupt keine Frage: Das ist alles perfekt inszeniert. Das Problem an dem Ganzen ist nicht die Inszenierung. Die ist nicht verboten und nichts Ungewöhnliches. Das Problem ist die unglaubliche Verlogenheit, mit der uns etwas anderes eingeredet werden soll. Genauso wie der verheuchelte Segeltörn über den Atlantik, für den viele Flüge der Besatzung notwendig waren. Auch gegen solch eine PR-Aktion spricht überhaupt nichts, aber in I AM GRETA will man uns tatsächlich die hohe Ethik Gretas der CO2-Flugverweigerung anpreisen, wo sie doch bewusster, aktiver Teil der Lüge ist. Auch hier ist das Ganze ebenso dreist dumm wie widerlich verlogen. I AM GRETA ist dermaßen voller unverschämter Propaganda-Lügen vor allem durch bewusstes Weglassen, dass man nur zu dem Schluss kommen kann, dass die Wirklichkeit unter der Oberfläche stinkt und fault. Und die Oberfläche ist inszeniert von einer Familie und erweiterten Gruppe von wirkungserfahrenen Bühnen- und PR-Profis. Aber das Publikum, vor allem das junge, sehnt sich nach reinen, sauberen, vom Schicksal gesandten einsamen Lichtgestalten.

Und das offensichtliche Hauptziel des Films I AM GRETA ist es ja, die Lüge der Legende festzuschreiben. Und die Legende lautet: Greta hat sich selbst aus dem Nicht erschaffen. Drei Jahre hatte sie sich wie eine Heilige von allen zurückgezogen, wie eine Besessene alles über den Klimawandel gelesen, um sich dann aus ihrer Höhle erleuchtet und kampfbereit an die Öffentlichkeit zu begeben. „A force of nature“ ist der direkt satirisch lachhafte Untertitel von I AM GRETA. Der Gipfel der Legende ist die erwähnte Atlantik-Überquerung, wo man sich bemüht, sie möglichst allein zu zeigen. Man hat fast den Eindruck, als wäre da keine Besatzung. Es ist eine lächerliche Inszenierung mit Greta einsam und gedankenversunken, wie sie dann wikingermäßig in der neuen Welt, im neuen York einläuft. Das wirkt wie eine Pippi-Langstrumpf-Parodie eines Propagandafilm-Klassikers. Ich musste unwillkürlich an den Anfang von Leni Riefenstahls TRIUMPH DES WILLENS denken, wo Hitler mit dem Flugzeug aus den Wolken messiasgleich angeflogen kommt, um dann den Nürnberger Reichsparteitag zu beglücken mit seiner Anwesenheit. Auch I AM GRETA versucht, uns mit monumentalen Massen zu beeindrucken, die aber bei der Premiere schon wieder Geschichte waren. Das hatte man sich ja anders vorgestellt mit diesem Werk. Im April 2020 sollte es Premiere haben. Er sollte ein Triumph-Ausrufezeichen setzen für die ständig wachsende Massenbewegung "Freitage für Zukunft" mit einem weiblichen Messias. Und jetzt starrte man nur in das Loch, das das chinesische Virus in die Welt geknabbert hatte.

Die privateren Szenen von I AM GRETA sind allerdings nett anzugucken. Dass die Eltern das Ganze derart intensiv fördern, hat ja auch noch einen anderen Grund: Greta redet endlich. Greta kommuniziert endlich. Greta hat endlich Freunde. Da weint die Mutter vor Freude. Es ist lustig zu sehen, wie Greta die Familie beherrscht. Und endlich sogar eine glückliche Familie. Früher, da hatte sie keine Freunde, wurde nie eingeladen auf Feiern. Jetzt hat sie auf einmal unendlich viele Freunde auf der ganzen Welt und wird geliebt, beachtet. Aber es glaube keiner, sie sei eine Marionette ihrer Eltern oder anderer Kräfte. Sie ist stur, sie ist die Regisseurin, aber sie hat Zulieferer. Und alles ist sehr kalkuliert. Es ist alles durchkalkuliert. Aber Greta kalkuliert mit. Und sie hat beachtliches Schauspieltalent. Es liegt eben in der Familie. Man glaube bloß nicht, dass das berühmte „How dare you“ ein spontaner Wutanfall war. Das war deklamatorisch vorbereitet. Wie auch vieles andere. So weit also zum amüsanten Entertainment-Teil des Ganzen.

Der Klimawandel allerdings ist kein Thema des Films. Denn die Diskussion ist für erledigt erklärt worden. Von Greta. Von den Mainstream-Medien. Von den Politikern. Und von vielen Wissenschaftlern. Und da kommt man an den Punkt, wo einem alles nur noch unheimlich erscheint. Da wird Oberbekleidung mit der Aufschrift „Unite behind the science“ getragen. THE science, noch bestimmter als „follow science“. Aber egal, welcher Ausdruck benutzt wird, es geht immer um „unsere Wissenschaft“, der Rest, die Andersdenkenden werden aus der Gesellschaft der Lebenden ausgeklammert, ausgestoßen und in ein vorerst nur geistiges Gulag der Unanständigen gesperrt. Von einer derart totalitären Bewegung kann man sich nur fernhalten. Und es ist diese Haltung, weshalb ich das Interesse am Thema Klimawandel verloren habe, denn ich habe keine Meinung zu dem Thema, weil ich seit Al Gores Buch nichts mehr zu dem Thema gelesen habe. Nietzsche sagte einmal in einem seiner Kirchenhassanfälle, dass sich in einem Priestermund die Wahrheit in Lüge verwandele. Ein bisschen sehr verallgemeinert, aber so ist es heutzutage jedenfalls mit den Priestern und Priesterinnen der modernen materialistischen Ersatzreligionen.

Und der Klimawandel ist so eine moderne totalitäre Ersatzreligion, eine sowohl Angst erzeugende wie Angst absorbierende Ersatzreligion, die verängstigten Menschen eine Krücke gibt, weil sie, wie bei Corona, ihre seelischen, existenziellen, metaphysischen Ängste auf etwas Konkretes projizieren können. Eine Art Angstrationalisierung der modernen materialistischen gottlosen Gesellschaft. Dazu kommen die ekstatischen, kultartigen, pseudoreligiösen Mittel der Pophysterie, wenn etwa Queens „We will rock you“ auf einer Demo gesungen und mitgeklatscht wird. Das macht alle glücklich. Das ist nicht zu übersehen. Deshalb werden auch Skeptiker mit bizarren und sehr unpräzisen Wortschöpfungen wie „Klimaleugner“ bezeichnet. Deshalb erfinden die Neusprechmeister idiotische Wörter wie „Flugscham“, als wäre es etwas Sexuelles, oder reden von „Ökozid“. Eine ganz eigene totalitäre und absurde Wirklichkeit wird da geschaffen. Es geht hier nicht um Fakten, sondern um Gefühle, um die Erhaltung der Psyche der Gläubigen, die nicht von Ungläubigen und Fakten gestört werden darf. Niemand, der sich einmal daran therapiert hat, möchte das mehr missen. Hier geht es um Leben und Tod, um die physische Gesundheit. Es kommt ja noch dazu, dass die Menschen unbedingt wollen, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Denn die Vorstellung, man wäre Gottes Universum im Endeffekt schutzlos ausgeliefert, dass der Mensch nicht Herr seines materiellen Schicksals ist, würde bei vielen mindestens herzrasende Panik und Schlaflosigkeit verursachen.